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Kirche St. Valentin in Nobls

St. Valentin – Nobls

 

Patrozinium am 7. Jänner

 

Kirchweihfest am ersten Sonntag im Juli

 

 

Jede der Kirchen in der Pfarrei hat ihre Besonderheit. Die Pfarrkirche ist die größte und schönste Kirche des Dorfes, das Kirchlein in Glaning zeichnet sich aus durch die Wallfahrt zu den heiligen Cosmas und Damian, in Nobls aber steht, was die Bausubstanz angeht, die älteste Kirche im Pfarrsprengel, eine Kirche, die sich in ihrem Äußeren seit dem hohen Mittelalter weitgehend in der ursprünglichen Form erhalten hat.

Wenn auch spätere Zubauten und andere Veränderungen dazukamen, der Turm im 15. und das flache Gewölbe im Innern des Langhauses im 17. Jahrhundert, so lässt der Bau noch immer seinen romanischen Ursprung, deutlich in der Apsis, erkennen. Fast jedes Jahrhundert hat verändert und verbessert, Zeichen der Wertschätzung für die Kirche, die nur wenigen Familien in der kleinen Fraktion diente. Bei der letzten Renovierung (1984/85) wurden in der Apsis und am Chorbogen Freskenaus der Zeit der Spätgotik (Anfang 15. Jh.) freigelegt, so dass man trotz aller Mängel und Schäden das Bildprogramm wieder erkennen kann. Im Dorfbuch beschreibt Leo Andergassen diese bemerkenswerten Fresken ausführlich: in der Apsis der Gnadenstuhl (Gott Vater und der Heilige Geist mit Christus am Kreuz) umgeben von den vier Evangelisten; darunter die Zwölf Apostel; am Triumpfbogen die Verkündigung an Maria, links Maria mit einer Lilie, im rechten Zwickel der Verkündigungsengel und unter dem Engel der hl. Nikolaus von Myra, wohl als Gegenfigur zu dem nicht mehr vorhandenen Bild des Kirchenpatrons auf der linken Seite. Andergassen vermutet, dass der ganze Innenraum freskiert war und schreibt, dass die Fresken „einer in Bozen tätigen Werkstatt zuzuweisen“ seien, die stark von Padua (Guariento) aus beeinflusst war.

 

Altar in Nobls mit Fresken am Chorbogen und in der Apsis

Diese Funde überraschen, liegt das Kirchlein in Nobls doch eher abgelegen und versteckt. ln alter Zeit führte hier allerdings ein viel benützter Weg den Hang entlang vorbei (Furggler/ Oberkofler); zudem scheint die Kirche unter Mithilfe der Herren von Starkenberg gepflegt und verschönert worden zu sein, weil der Vertreter dieser Adelsfamilie als Richter von Jenesien, ein Fritz Chastner (Urkunde von 1393), auf einem Hof in Nobls hauste.

Geweiht ist das Kirchlein dem hl. Valentin von Rätien, einem Wanderprediger im östlichen und südlichen Bayern. Um 480 ist er in Südtirol im Ruf der Heiligkeit gestorben und fand sein Grab in der Kirche der Zenoburg über Meran, wo bald eine Wallfahrt entstand, bis seine Gebeine im Jahr 764 auf Wunsch Herzog Tassilos III. nach Passau übertragen wurden. Vermutlich hatte der hl. Valentin zu seinen Lebzeiten auch dort gewirkt. Seit dieser Übertragung wird er als Hauptpatron des Bistums Passau verehrt. Valentin selbst war Bischof ohne festen Sprengel, wie wir aus der Lebensbeschreibung des hl. Severin und aus der Vita des hl. Korbinian wissen. Seine erste und intensivste Verehrung aber hat er in Tirol gefunden. Allein in Südtirol waren ihm 20 Kirchen geweiht (einige wurden inzwischen abgebrochen). Er galt als Helfer bei Epilepsie (Fallsucht – wohl wegen der Silbe „fal“ in seinem Namen Val-entin), bei Kopfleiden und Gicht, Krankheiten, bei denen die alte Medizin wenig helfen konnte.

Im Innern der Kirche verdient neben den mittelalterlichen Fresken vor allem der Altar Aufmerksamkeit. (Abb. S. xy) Hans Lanzoner in Rumsein hat ihn 1668 gestiftet, ein einfaches, gefälliges Retabel mit einem Altarblatt, das Martin Schwäbl aus Aschl 1753 gemalt hat. Schwäbl hat auch den Altar gefasst. Das von zwei Säulen eingerahmte Altarblattaus dem frühen 18. Jahrhundert zeigt den Kirchenpatron als Helfer der Kranken. Es wird flankiert von Figuren der hl. Johannes Ev. und Stephanus, die Heiligen der Weihnachtszeit, Fest am 26. und 27. Dezember. Im Auszug ein „Maria-Hilf-Bild“ nach dem Innsbrucker Original. An der Mensa ein gemaltes Antependium aus dem späten 18. Jahrhundert, eine liebenswerte Zutat des Rokoko, wiederum mit dem hl. Valentin als Helfer der Kranken. Aus der Zeit des beginnenden Barock (1633) hat sich eine schön gefasste, hölzerne Valentinsfigurerhalten, die jeweils am Patrozinium am Eingang zur Kirche aufgestellt wird.

Der Kreuzwegist auf der 14. Station datiert MDCCCXXI (1821). Im Turm hängen zwei Glocken, die größere 1610 von Adam Sterzer aus Brixen gegossen (siehe Pfarrkirche); eine kleinere wurde 1791/92 in Bozen hergestellt, und weil von den schwierigen Transportbedingungen für die Glocken auf dem Berg öfter schon die Rede war, sei hier noch angemerkt, dass diese Glocke von acht Personen und sechs Zugtieren nach Nobls geführt werden musste (Andergassen). – Dass diese Kirche erhalten geblieben ist und heute noch das Land bereichert, sei den Bewohnern des kleinen Ortes und den zuständigen geistlichen und weltlichen Verwaltern, auch dem Kloster zu Gries, hoch angerechnet.

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